Interview mit Angus Hyland

Angus Hyland ist Partner bei Pentagram in London. Das Interview mit ihm führte ich im Rahmen eines Forschungsprojektes zu britischer Grafik (siehe Buch). 2009 führte ich Interviews mit Kreativdirektoren in London.

Angus Hyland kommt anscheinend von einer Präsentation, als im Empfangsraum (sehr beindruckend wie das gesamte Gebäude) von Pentagram wartete.

 

ANGUS HYLAND: Hi, I am Angus! Give me a moment.

 

Kurz darauf kommt er die offene Treppe aus dem oberen Arbeitsbereich wieder herunter und meinte, während wir uns in den großen Besprechungsraum begaben, der zu einer Seite völlig verglast ist und zur anderen eine Schiebetür hat.

 

AH: Also um was geht es eigentlich?

Ich schildere ihm, dass wir das Buchprojekt vor zwei Jahren im Rahmen eines Kurses an der FH begonnen haben und nun unsere Thesen überprüfen.
Er fragt mich nach dem, was ich sonst mache. Danach stelle ich einige wenige Fragen und Angus redet frei drauflos (hier das Interview in gekürzter Fassung).

 

In dem Buch Contemporary Graphic Design (Taschen Verlag) sagten Sie „Continental modernism meets british eclecticism“ und „Simplicity allowing for occasional complexity“ worauf bezogen sich diese Aussagen?

AH: Ich weiß gar nicht, wann ich was gesagt habe. Wahrscheinlich war das ein Kommentar zu meiner Arbeit.

 

Sehen Sie etwas typisch Britisches in den Arbeiten?

Ich zeige ihm die Vorab-Version unseres Buches, dass er während des Interviews immer wieder durchblättert.

AH: Die ausgewählten Arbeiten sind ja vorrangig aus dem Bereich Kunst und Magazintitel sowie freie Arbeiten. Wenn man auch darüber hinaus schaut, kann man kein spezielles Merkmal erkennen.
Übrigens gefällt mir das Pulp-Cover von Saville sehr gut und auch die Arbeiten von Alan Fletcher sind einmalig. An dem Projekt mit Vince Frost (Annual Report für D&AD, 2001) hat übrigens meine Frau (Marion Deuchars) mitgewirkt. Man sieht, dass das Buch eine große Recherche-Arbeit war.
Also wenn man britisches mit deutschem Design vergleichen würde, gäbe es doch erhebliche Unterschiede: Bei deutschem Design geht es um das Raster; es geht um die Ästhetik. Man würde darüber nachdenken, wo ein Rechteck zu positionieren ist, hier überlegt man, was in dem Rechteck erscheint. Es kommt also auf die Idee an – schon alleine für den Bereich Fashion lässt sich das sagen.

 

Unsere These ist, dass auch das Handwerk eine große Bedeutung hat und schon in den Design-Schulen einen wesentlichen Bereich bildet.

AH: Das kann man so nicht sagen; Ich war auf zwei Schulen und nur eine setzte wirklich auf Handwerk. Punk-Bewegung und die damit verbundene Bildsprache war ein Impuls der Zeit.

 

Welchen Einfluss hatte Amerikanisches und Schweizer Design auf Britisches Design?

AH: Designer sind aus den Staaten gekommen und dorthin gegangen, wie zum Beispiel Bob Gill nach London…

 

… und Alan Fletcher hatte vorher Erfahrungen in den USA gesammelt.

AH: Ja. London ist ein Melting-Pot – ein Kommen und Gehen, die verschiedensten Kulturen fließen zusammen.

 

Was halten Sie vom Manifest?

AH: Das Verfassen des ersten Schriftstücks ist noch nachzuvollziehen: Es entstand in einer Zeit, die sehr fragil war.

 

Man wollte damit ja die Designszene stärken.

AH: Aber wer würde nicht ablehnen diese kommerziellen Artikel zu bewerben?! Die neue Version ist dann wirklich lächerlich, die Unterzeichner„intellectual wankers“. Oh, es sind ja gute Kollegen darunter.

lacht

 

Wo sehen Sie Ihre Design-Wurzeln?

AH: Die 1990er Jahre mit Carson.

 

Meinen Sie, dass die Finanzkrise auch Wirkung auf die Designszene hat?

AH: Wer kann schon sagen, was die Zukunft bringt.

 

Beschwingt packt Angus Hyland mir alle vorliegenden Bücher von Pentagram ein und verabschiedet sich.

Dieses Interview ist eine gekürzte Fassung, da das Aufnahmegerät leider versagte.

 

Das Interview mit dem Pentagram-Partner Harry Pearce ist hier zu finden.

„Britisches Design dreht sich rund um Popkultur“

Angus Hyland, Partner bei Pentagram, London

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Über Angus Hyland
Direkt nach seinem Studium eröffnete Hyland 1988 sein Designstudio in Soho, London, und fing an Buchcover – hauptsächlich für den Verlag Minerva – zu gestalten. Desweiteren arbeitete an einer Vielzahl von Projekten in den Bereichen Editorial Design, Corporate Design, Modekampagnen, Werbespots, Albumcover und Informationsdesign. 1998 bekam er das Angebot Partner bei Pentagram zu werden. Zur gleichen Zeit erschienen seine renommierten Buchcover für Canongate.
Hylands Arbeiten wurden international veröffentlicht und erhielten vielfach Preise.
Er ist unter anderem Kurator der Ausstellung „Ballpoint“ und Herausgeber der Werke Pen and Mouse: Commercial Art and Digital Illustration (2001), sowie Hand to Eye: Contemporary Illustration (2003), die im Laurence King Verlag erschienen sind.
2002 rangierte er in der Sonderausgabe des Independent on Sunday unter den Top Ten Grafikdesignern in Großbritannien. Hyland ist Mitglied der Alliance Graphique Internationale (AGI) und derzeitiger Präsident der Abteilung Großbritannien.

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Bilder
1) Angus Hyland
2) Branding / Verpackung für Eat
3) Branding / Magazin für Akzo Nobel, 2008/9
4) Buch-Gestaltung, Canongate Books, 2007
5) Branding / Flyer für Club Matter, 2008/9
6) Branding / Beschilderung u.a. für Cass Art, 2003-2008
Pentagram

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EDITORIAL, WORTE